Ganz klar Solar – oder doch nicht? Ein virtuelles Bürgerforum

23. - 25.03.2021

Beteiligte: Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft (ZAK) am KIT, Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit (KSN), Energietransformation im Dialog

 

 

Die Nutzung von Energie aus Sonnenkraft ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz und die Energiewende. Das Potenzial ist gewaltig und wird bisher nur zu einem sehr geringen Teil ausgeschöpft – auch in Karlsruhe. Doch warum ist das so? Wer hat dabei welche Interessen? Und worauf müssen wir achten, wenn wir Solarenergie und nachhaltige Entwicklung zusammendenken?

 

Diese und weitere Fragen waren Gegenstand des Workshops „Ganz klar Solar – oder doch nicht?““, welchen wir an drei Tagen der Frühlingstage der Nachhaltigkeit am KIT angeboten haben. Pandemiebedingt fanden die Frühlingstage 2021 online statt. Im Rahmen eines virtuellen Bürgerforums schlüpften die Teilnehmenden in verschiedene Rollen und arbeiteten die jeweiligen Positionen zum Photovoltaikausbau in Karlsruhe heraus. Die Bandbreite an Akteuren reichte von der Oberbürgermeister*in, über Vertretende der Denkmalschutzbehörde und der Karlsruher Klimaschutzagentur, bis hin zu Hauseigentümer*innen und engagierten Mietenden. Dabei kristallisierten sich interessante und teilweise sehr gegensätzliche Haltungen heraus. Während beispielsweise die Oberbürgermeister*in die klimafreundliche Gestaltung ganzer Stadtviertel im Blick hat, ist der Denkmalschutzbehörde der Erhalt des historischen und einzigartigen Stadtbildes ein Anliegen – nicht zuletzt bezogen auf einzelne Bauwerke. Wie kann nun der großflächige Ausbau von Solarenergie vorangebracht und das kulturelle Erbe der Gebäude erhalten bleiben? Des Weiteren wurde von den Teilnehmenden das Dilemma zwischen Mietenden und Eigentümer*innen, welches uns im Projekt immer wieder begleitet, diskutiert. Wie reagieren engagierte Mietende, wenn die Eigentümer*innen der Immobilie nicht bereit sind, in eine nachhaltige Energieversorgung zu investieren? Neben möglichen Konflikten wurden im Workshop auch Lösungsansätze herausgearbeitet: Unter anderem wurde vorgeschlagen, Technologien und Ästhetik zusammenzudenken. Beispielsweise könnten Solardachziegel verwendet werden, um die Ziele des Klima- und Denkmalschutz zu vereinbaren. Außerdem wurde angeregt, Karlsruhe als Modell-Stadt zu etablieren, in der ressortübergreifend Ansätze zum klimafreundlichen Verwaltungshandeln erprobt werden. Weitere Lösungsansätze befassten sich mit dem Abbau bürokratischer Hürden, dem Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten oder mit der Rolle der Stadt als Vorbild für den Klimaschutz und die Energiewende.

 

Nicht zuletzt wurde bei der gemeinsamen Reflexion mit den Teilnehmenden deutlich: Die Energiewende vor Ort ist komplexer, als sie auf den ersten Blick erscheint und nicht nur eine Frage der Technik. Die Ergebnisse sollen außerdem als Basis für unser geplantes Format Bürgerforum Energiewende dienen.